Coronakrise

Aktion „Leere Stühle“ geht weiter

Leaders Club
Weiter geht's: 1000 leere Stühle letzte Woche vom Brandenburger Tor
Weiter geht's: 1000 leere Stühle letzte Woche vom Brandenburger Tor

Auch am 1. Mai wollen Gastronomen wieder mit unbesetzten Stühlen auf öffentlichen Plätzen auf die besonderen Probleme der Branche aufmerksam machen. Und Hoteliers ziehen mit leeren Betten nach.


STUTTGART. Feste Demonstrationstermine am Freitag? Vor Corona hatte sich da in erster Linie die Initiative Fridays for Future hervorgetan, bei der sich Schüler mit einem demonstrativen Schulstreik für die Rettung des Weltklimas einsetzen. Der Schulstreik ist mittlerweile überflüssig, da die Schulen ohnehin geschlossen sind, und große Menschenansammlungen nicht möglich – die Umweltschützer spielen daher ihre Themen und Aktionen weitgehend im virtuellen Raum. Dafür hat das Gastgewerbe die Freitage nun für sich entdeckt, um gegen mangelnde Unterstützung und fehlende Öffnungsperspektiven zu protestieren.

Vergangene Woche fand die Aktion „Leere Stühle“ erstmals bundesweit statt. Laut der Initiative Gastro-Piraten gab es rund 100 Aktionen in diesem Rahmen. Dabei seien mehr als 85.000 Stühle, Betten und Podien in rund 80 Städten aufgestellt worden, um auf die prekäre Lage der Branche aufmerksam zu machen, meldet der Leaders Club, der zu der Ausweitung der Aktion aufgerufen hatte. Ihren Ursprung hatte die Idee in Dresden.

Vom Brandenburger Tor auf den Stadionparkplatz

Für diesen Freitag, auf den der Feiertag 1. Mai fällt, wird zu weiteren Aktionen aufgerufen. So will die Initiative Gastro-Piraten in Berlin den Parkplatz An der Alten Försterei bespielen, dem Fußballstadion des 1. FC Union. „Wir haben über 1000 Stühle aus der gesamten Gastronomie und Hotellerie, Catering, Discotheken, Clubs und Bars zusammengetragen“, sagt Initiator René Kaplick. Angekündigt sind zu der Veranstaltung auch Künstler.

Dass in der Pressmitteilung um „zahlreiches Erscheinen“ gebeten wird, warf angesichts der Risiken von Menschenansammlungen und der Vorschriften zum Social Distancing allerdings zunächst Fragen in der Redaktion auf. Sollte das Protest-Event in Berlin Autokino-Charakter haben, sprich die Besucher in ihren Vehikeln bleiben? Falls die Gäste selbst Stühle und Co. mitbringen, wie kann man die aufstellen, ohne dass sich die Leute zu nahe kommen? Ein Anruf brachte schnell Klarheit: Zahlreich erscheinen sollen die Pressevertreter zwecks Berichterstattung - für teilnehmende Gastronomen gibt es feste Zeitfenster, in denen sie ihr Mobiliar anliefern und wieder abholen können. "Alles mit Sicherheitsabstand, dafür haben wir auch eine Security", so Kaplick.

Um solche organisatorischen und rechtlichen Fragen müssen sich auch andere Gastronomen und Hoteliers kümmern, die bei der Aktion mitmachen und in ihrer Stadt auf eigene Faust etwas auf die Beine stellen wollen.

Zu den leeren Stühlen gesellen sich zunehmend leere Betten

Der Dehoga Rheinland-Pfalz hat bereits für heute eine Aktion unter dem Motto „Leere Betten – leere Stühle“ auf die Beine gestellt. Zwischen 12 und 14 Uhr sollen diese auf dem Ernst-Ludwig-Platz in Mainz einen öffentlichen Hilferuf der Branche an die Landespolitik senden. „Wir fordern dringend, ein konkretes Datum zur Wiedereröffnung von Gastro und Hotellerie zu benennen“, so Landesverbands-Präsident Gereon Haumann. Zudem verlangt der Verband einen eigenen Rettungsfonds für das rheinland-pfälzische Gastgewerbe. Die Aktion findet im Vorfeld der Sitzung des Landtags statt. red/beh



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