Kurzfristige Absagen von Gästen sind für jeden Restaurantbetreiber ärgerlich. Schließlich wird entsprechend Ware vorgehalten und Personal eingeplant. Was Gastgeber dagegen tun.
Mehrere Absagen für einen Abend
Nach einer so langen Durststrecke wie nach der coronabedingten Zwangsschließung schmerzt ein solcher Abend umso mehr. So auch in der
Auberge de Temple (Johannesberg) am vergangenen Wochenende. "Was ist da los? Natürlich gibt es Tage mit kurzfristigen Stornos hin und wieder. Trotz allem ist es wirklich ärgerlich. Der
erste Kochkurs nach 19 Monaten.
Eine Stunde vor Beginn kommt eine mehr als kurzfristige
Absage. Heute Mittag dann eine
Stornierung von sechs Personen für heute Abend, da eine Person krank ist.
Kurze Zeit später wieder ein Storno für heute Abend. Und soeben das nächste Storno", schreibt sich Gastgeber Ludger Helbig den Frust von der Seele.
"Wir
kaufen extra die Ware ein,
organisieren und bereiten im Vorfeld
alles für die reservierte Personenzahl
zu. Sagen womöglich anderen Gästen ab, die nun schon ein neues Restaurant gebucht haben und eine Warteliste nicht immer Sinn macht. Liebe Gäste, wir können uns nach so langer Schließzeit aufgrund des Lockdowns wirklich
keine leeren Tische erlauben. Und schon gar nicht an einem Samstagabend. Es fehlen ja ohnehin schon Tische, um den Abstand einhalten zu können, da wir ein strenges Hygienekonzept fahren. So kann kein Betrieb funktionieren!", so Helbig weiter.
Vorkasse als probates Gegenmittel
Ähnliches berichtet Sabine Stocker aus München: "
Wir können sie gut verstehen. Auch bei uns in München wird ein Party-Service für 50 Personen bestellt und einen Tag vorher wird alles für 25 Personen umbestellt! Gott sei Dank ist das die Minderheit, obwohl diese an manchen Tagen geballt aufs Trapez tritt."
Das Credo einiger weiterer Kommentare unter dem Post von Ludger Helbig ist eindeutig: In Zukunft Vorkasse verlangen! Einige Gastronomen gehen diesen Schritt bereits: Spitzenkoch Christian Bau etwa verlangt seit März vergangenen Jahres 200 Euro pro Gast per Kreditkarte bei Reservierung. "Leider zwingen uns die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr zu diesem Schritt, denn die Rate an No-Shows und kurzfristigen Absagen hat über die letzten Monate weiter zugenommen. In unserem kleinen Restaurant entstehen mit jedem freien Tisch rund
10 Prozent Umsatzeinbußen",
berichtete der 3-Sterne-Koch gegenüber der ahgz.
25 Euro Mindestverzehr pro Person
Auch Barlegende
Joerg Meyer hat in seiner Bar Le Lion in Hamburg eine Online-Reservierung mit verpflichtender Anzahlung eingeführt. Gäste zahlen
bei der Reservierung vorab 25 Euro pro Person. Wird kurzfristig abgesagt, dann verbleibt die Summe als No-Show-Gebühr im le Lion. Das sorgt für mehr Planungssicherheit, was den Umsatz angeht. Zudem wird ein
Mindestverzehr fällig: Die
25 Euro pro Person und Besuch werden auf jeden Fall angerechnet, auch wenn der Gast weniger konsumiert.
„Wir arbeiten daran, die Funktionalität unserer Technologie dahingehend zu verbessern, dass Gäste verantwortungsbewusst buchen.“
Daniel Simon, Country Manager Open Table Deutschland
Die
Problematik rund um No-Shows
ist auch dem Online-Tischreservierungsportal
Open Table bekannt. "No-Shows ist ein sehr wichtiges Thema und sicherlich derzeit - bedingt durch begrenzte Kapazitäten - wichtiger denn je. Daher stehen wir kontinuierlich in engem Austausch mit unseren Restaurantpartnern und arbeiten daran, die
Funktionalität unserer Technologie dahingehend zu
verbessern,
dass Gäste verantwortungsbewusst buchen und ihre
Reservierungen einhalten", so Daniel Simon, Country Manager Open Table Deutschland. Und so können Restaurants,
bei Bedarf Kreditkartengarantien für Reservierungen annehmen, sei es für den gesamten Service oder nur für Abendreservierungen. Bestimmte Erlebnisse könnten zudem gegen Vorauskasse angeboten werden, so Simon weiter.
Darüber hinaus gelte die
Regelung,
dass Gäste,
die innerhalb von 12 Monaten viermal ihre Reservierung nicht wahrnehmen,
keine Reservierungen mehr über das Portal vornehmen können. Und es sei Gästen
nicht möglich,
mehrere Reservierungen für den gleichen Zeitraum vorzunehmen sowie zwei Stunden vor oder nach einer Reservierung, betont Simon gegenüber der
ahgz. Konkrete Zahlen zum jährlichen Anteil an No-Shows bei den insgesamt in Deutschland getätigten Reservierungen wollte das Portal auf Nachfrage der
ahgz nicht preisgeben.