Gäste und Mitarbeiter von Hotels und Restaurants müssen inzwischen keine Masken mehr tragen – seit dem Wochenende haben die meisten Bundesländer diese Verpflichtung abgeschafft. Auch Vorschriften zum Impf- oder Teststatus und die damit verbundenen Kontrollen sind weggefallen. Kosten Unternehmer und Gäste diese Lockerungen voll aus, oder überwiegt die Vorsicht?
Setzen die Betriebe in Hotellerie und Gastronomie eher auf die Wahlfreiheit für Gäste und Team, oder regeln sie solche Fragen etwa über das eigene Hausrecht verbindlich? Die ahgz hat nachgefragt.
Frank Erhard, Direktor des Hotels Zugspitze in Garmisch-Partenkirchen, geht so vor: "Wir behalten für unsere Mitarbeiter die Maskenpflicht bei und testen sie weiterhin regelmäßig. Gäste hingegen müssen keine Masken mehr tragen. Wir empfehlen aber den Gästen, auch weiterhin Maske zu tragen und Abstände einzuhalten." Die Reaktionen der Gäste und Mitarbeiter seien unaufgeregt. Ein Teil der Gäste trägt weiterhin die Masken in öffentlichen Bereichen, andere hingegen nicht. Erhard: "Ich erwarte – wie in den Vorjahren – eine entspannte Frühlings- und Sommersaison, blicke aber mit einer Sorgenfalte auf der Stirn auf den nächsten Herbst und Winter …"
Die Platzl Hotels in München haben wegen Corona Luftreinigungsgeräte angeschafft, die weiterhin in Betrieb bleiben. Desinfektionsmittelspender stehen weiterhin überall zur Verfügung. Auch Reinigungsintervalle bleiben bestehen. Direktor Heiko Buchta ergänzt: "Wir appellieren aber an unsere Gäste – etwa in Reservierungsbestätigungen – aufgrund des hohen Infektionsgeschehens selbstverantwortlich auf Abstände zu achten, und, sofern sie das möchten, freiwillig Masken zu tragen. Es gibt keine Zugangsbeschränkungen." Für Mitarbeitende werden weiterhin kostenfrei Masken und Schnelltests zur Verfügung gestellt. "Gerade in Anbetracht der infektionsbedingten Krankenstände bitten wir die Belegschaft, weiterhin freiwillig Maske zu tragen."
Gritt Englert von der Herbert Englert Gastronomiebetriebe GmbH, die in Leipzig das Restaurant Weinstock führt, sagt: "Corona ist trotz Dreifach-Impfung der Mitarbeiter auch einmal durch unseren Laden gerollt, nun hoffen wir, dass etwas Ruhe ist." Man habe für sich schon ziemlich am Anfang der Pandemie festgelegt, sich strikt an die gesetzlichen Vorgaben zu halten, also keine gesonderten Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Englerts Beobachtung: "Die meisten Gäste betreten weiterhin mit Maske das Restaurant, beim Gang auf die Toilette bleibt dann auch die ein oder andere Maske unter dem Kinn. Bei den Mitarbeitern verhält es sich so, dass diese recht ungläubig reagiert haben. Es ist ja auch schwer vermittelbar, dass wir im letzten Sommer komplett mit Maske gearbeitet haben, und da lag die Inzidenz teilweise unter 5."
Benjamin Maerz, Geschäftsführer im Hotel-Restaurant Rose in Bietigheim-Bissingen bei Stuttgart, sagt ebenfalls zur Situation: "Die Stimmen dazu sind gemischt. Die einen sind froh, die anderen Gäste weiterhin vorsichtig. Eine skurrile Situation hatten wir am Samstagabend, als eine kleine Gruppe mit einem Countdown auf Mitternacht gezählt hat, um dann das Restaurant ohne Maske zu verlassen."
Für die Mitarbeiter der Rose sei die neue Situation noch etwas ungewohnt und man treffe ein wenig auf Unverständnis angesichts der aktuellen Infektionszahlen. "Wir sind grundsätzlich der Meinung, dass man lieber nur bei den Zutrittsbeschränkungen gelockert, aber nicht auf die Maske verzichtet hätte. So fällt sicherlich in den meisten Fällen die letzte ,Barriere‘." Im Team habe man für sich entschieden, nach wie vor auf das Tragen einer Maske zu setzen. "Zu unserem eigenen Schutz. Auch wenn wir wissen, dass dies sicherlich nicht immer positiv aufgenommen wird“, so der junge Gastronom. „Grundsätzlich lassen wir auch erstmal unser internes Hygiene- und Verhaltenskonzept weiterlaufen."
Maerz will aber grundsätzlich auf Zutrittsbeschränkungen verzichten, "weil wir der Meinung sind, dass dies bei unseren Gästen auf Unverständnis stößt“. Man wolle ja auch niemanden ausgrenzen. „Das wollten wir nie. Wir können an die Menschen nur appellieren, weiterhin vernünftig und vorsichtig zu sein und auf die Mitmenschen zu achten." Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Leute ins Restaurant setzten, die wissen, dass sie corona-positiv sind, sei in Zukunft höher, weil der rechtliche Rahmen fehle. "Ich persönlich habe ein wenig die Befürchtung, dass der lockere Umgang als eine Art Freifahrtschein wahrgenommen wird, und dass könnte nochmal böse enden."
Theo Jost, Inhaber des Hotel-Restaurants Ochsen Post im baden-württembergischen Tiefenbronn, gibt sich angesichts der Lockerungen gelassen. "Wie die Gäste reagieren, wird sich zeigen." Allerdings: "Es gab schon erste Anfragen, ob wir die Lockerungen mitmachen, mit dem Tenor: Wenn ja, dann kommen wir nicht." Jost sieht die neue Freiheit aber positiv: "Die Mitarbeiter freuen sich, nicht mehr kontrollieren zu müssen und nicht mehr beschimpft und beleidigt zu werden."
Für das Team der Ochsen Post gelte aber eine besondere Regelung. "Wir bestehen weiter darauf, dass im Service und im Hotelbereich von den Mitarbeitern Masken getragen werden", so Jost. "Das ist notwendig, da jetzt ja auch Infizierte die Möglichkeit haben, die Restaurants zu besuchen." Seine Erwartung für den künftigen Geschäftsverlauf: "Die Nachfrage wird groß sein - was wir infolge des Personalmangels bewältigen können, wird sich zeigen." Und der Gastronom wird grundsätzlich: "Der ständige hirnlos vorgetragene Verbesserungswahn in allen Formen ist hier kontraproduktiv. Wirkliche und sinnvoll durchdachte Zukunftsprogramme wären zielführender."
Alexander Scharf von Gastro Urban in Goslar spricht von einem Feedback, das von freudig bis verhalten und unsicher reichte. "Wir spüren, dass der Fall aller Maßnahmen für die Gäste psychologisch zu früh war. Einen Freedome Day hätte ich mir fulminanter vorgestellt", so der Gastronom und Hotelier aus Niedersachsen. Das Tragen der Maske ist in seinen Betrieben freiwillig, das Team wird noch täglich getestet. "Raumluftüberwachung führen wir als Service weiter. Der heldenhafte Anspruch, sich zur Arbeit zu schleppen, wenn es noch irgendwie geht, hat sich hoffentlich für immer verabschiedet", unterstreicht Scharf.
Seine Mitarbeiter hätten genauso reagiert wie die Gäste. Ein Teil trägt weiterhin Maske, die anderen sind erleichtert, diese ablegen zu können. Die Aussichten für die Zukunft? "Als touristische Destination eigentlich optimistisch, wenn nicht die weit größere Krise mit explodierenden Preisen angekommen wäre. Das ist nochmal eine spannende Herausforderung, die wir als Team gemeinsam angenommen haben."