Günther Klasen, Gründer und Eigentümer der Benessere Hotelbetriebsgesellschaft, ist von den zwei Corona-Lockdowns eiskalt erwischt worden. Die bis dato ausbleibenden November- und Dezemberhilfen bescheren dem Unternehmer ein finanzelles Fiasko. Seine Geschichte zeigt, wie das Virus Lebensplanungen über den Haufen wirft und Lebensleistungen vernichtet. Nachfolgend Günther Klasens Brief im Wortlaut
Sehr geehrter Herr Al-Wazir,
der hessische Mittelstand liegt Ihnen besonders am Herzen. Dies beteuern Sie stets, für diesen kämpfen Sie und bei ihm soll aufgrund der Corona-Krise kein Arbeitsplatz verloren gehen. Soweit die Theorie. Wir möchten Ihnen als Unternehmer nicht einen, sondern unseren Fall schildern. Im Anschluss könnten Sie uns und vielleicht sich selbst die Frage beantworten, ob Ihre Maßnahmen und Instrumente wirklich bei den „Leistungsträgern“ unserer Gesellschaft ankommen und ob Sie somit Ihr Ziel erreichen, den Mittelstand in einer existenziell bedrohlichen Situation zu stützen.
Wir sind Hoteliers mit Leib und Seele und führten eine Hotelkette mit bis zu sieben Hotels und mehr als 300 Mitarbeitern. Dieses Unternehmen haben wir uns über viele Jahre mit harter Arbeit aufgebaut. Im Jahr 2018 entschlossenen wir uns dazu die eigenen Betriebe zu verpachten. Dies war eigentlich in der Form so nie geplant, aber die Gelegenheit war vermeintlich günstig und – da braucht man nichts beschönigen – wir fühlten uns ein Stück weit verschlissen. Im deutschen Mittelstand tagtäglich zu arbeiten – und dann noch in einer Branche, die regelmäßig an die Wand gestellt wird, keine Lobby hat und darüber hinaus mit obskuren Dokumentationspflichten und übertriebenen Auflagen zu kämpfen hat – ist ein tagtäglicher Kampf, der sämtliche Kraft und Energie raubt. Enorme Schieflage
Mit Vollgas weiter umgebaut
Der Neustart hat dem kleinen Unternehmen einen Verlust im ersten Monat von 393.000 Euro beschwert. Zusätzlich wurden 250.000 Euro in den Bereich Marketing investiert und vier Mitarbeiter für die Akquise eingestellt.
Trotz allen widrigen Umständen sahen wir nur einen Weg – mit Vollgas weiter umbauen und nach vorne. Nach drei Monaten unendlichem Kampf und Aktionen erfolgte der zweite Lockdown.
Nun kommen wir zum eigentlichen Ärgernis und Grund dieses Briefes – die Überbrückungshilfen für Unternehmen. Unsere Steuerberaterin hat uns am gestrigen Tage mitgeteilt, dass wir noch immer keine Zusage für eine Auszahlung der Mittel erhalten haben. Sowohl für die Novemberhilfen als auch für die Dezemberhilfen wurden nur Abschläge bezahlt, ein Tropfen auf dem heißen Stein. Sie werden vielleicht ansatzweise nachvollziehen können, was dies für unser Unternehmen bedeutet.
Wir kämpfen Tag für Tag für unsere Mitarbeiter und bekommen in diesem Staat statt Anerkennung – von institutioneller Seite nur Knüppel zwischen die Beine geworfen. Wer wenn denn bitte nicht wir, soll von diesem Instrument profitieren? Wer sind die Leistungsträger, die die Steuereinnahmen generieren? Kleinbürgerliche Bürokratie
Übermorgen müssen wir wieder in Vorleistung für die Gehälter in Höhe von netto 250.000 € gehen. Wie sollen wir dies finanziell stemmen, wenn wir noch auf Zahlungen in Höhe von 750.000 € aus dem November und Dezember warten.
Wir benötigen als Unternehmen Planungssicherheit, gute Absichten sind löblich sichern aber keine Arbeitsplätze und beruhigen Unternehmen und Mitarbeiter nicht.
So können wir nicht gestärkt aus der Krise kommen.
Den Unterschied zwischen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung brauche ich Ihnen wohl nicht erläutern. Die rechtliche Konsequenz ist Ihnen wohl bewusst.
Kommt man als zuständiger Minister nicht mal ins Grübeln, ob hier alles richtig gemacht wurde?
Mit frustrierten und verzweifelten Grüßen
Günther Klasen
Eigentümer
Benessere Hotelbetriebsgesellschaft