Positiv: Die Werte der Hotellerie haben sich deutlich verbessert
Eine Steigerung der Umsätze im Gastgewerbe von fast 50 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 reicht nicht ganz, um an die Werte vor der Corona-Pandemie anzuknüpfen. Zum Vorkrisenjahr 2019 bleibt ein Minus – vor allem wegen der Inflation. Dehoga: Stimmung zwischen Hoffnung und Skepsis.
Das Gastgewerbe in Deutschland hat sich trotz deutlicher Umsatzzuwächse im vergangenen Jahr noch nicht vollständig von der Corona-Krise erholt. Preisbereinigt (real) stiegen die Erlöse nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 45,4 Prozent gegenüber dem von Lockdowns geprägten Vorjahr 2021, nominal waren es sogar 55,7 Prozent. Der Wert aus dem Vorkrisenjahr 2019 wurde real um 12,5 Prozent verfehlt. Nominal einschließlich der stark gestiegenen Verbraucherpreise wurde das Vorkrisenniveau nahezu erreicht (minus 0,2 Prozent).
Vor allem zu Jahresbeginn 2022 registrierte Destatis einen merkbaren Nachholeffekt für die Hotellerie Gastronomie. Mit dem Nachlassen der Corona-Pandemie im Februar traten die ersten Lockerungen in Kraft, die zu einer deutlichen Erholung in der ersten Jahreshälfte führten. So stiegen die Umsätze im ersten Halbjahr 2022 gegenüber der ersten Jahreshälfte 2021, in der die Corona-Schutzmaßnahmen erst Ende Mai gelockert wurden, real um 102,4 Prozent und nominal um 113,1 Prozent an. In der zweiten Jahreshälfte setzte sich die Erholung verlangsamt fort und die Umsätze stiegen real um 16,4 Prozent und nominal um 26,8 Prozent gegenüber dem zweiten Halbjahr 2021.
Beherbergung: Zwei Betriebstypen besser als 2019
Hotels und sonstige Beherbergungsunternehmen steigerten ihren Umsatz real um 63,8 Prozent. Dennoch wurde das
Niveau des Jahres 2019 um 9,1 Prozent verfehlt. Insbesondere Hotels, Gasthöfe und Pensionen konnten sich nicht vollständig von den Verlusten der ersten beiden Corona-Jahre erholen. Gegenüber 2019 betrug das Minus 9,4 Prozent.
Ferienunterkünfte und
Campingplätze übertrafen dagegen als einzige Branchen des Gastgewerbes real das
Vorkrisenniveau. Während Ferienunterkünfte einen Umsatzanstieg zum Vorjahr von 53,4 Prozent verbuchen konnten, stiegen die Umsätze der weniger stark von der Krise betroffenen Campingplätze im Jahr 2022 um 10,9 Prozent. Damit erwirtschafteten sowohl die Ferienunterkünfte als auch die Campingplätze als einzige Branchen des Gastgewerbes einen höheren Umsatz als im Vorkrisenjahr (+8,3 % bzw. +4,3 %).
Gastronomie kann Rückgänge nicht ganz kompensieren
Schwächer fiel die Erholung in der
Gastronomie mit einem realen Umsatzplus von 38,7 Prozent zum Vorjahr aus. Gegenüber dem
Vorkrisenjahr 2019 wurde ein Minus von 12,8 Prozent verzeichnet. In Kneipen, Bars und Diskotheken lagen die Umsätze um fast ein Drittel unter dem Niveau von 2019.
Die weiterhin große Differenz zum Vorkrisenjahr 2019 lässt sich laut Destatis damit erklären, dass die Umsätze der Branche nach dem besonders starken Einbruch 2020 auch 2021 weiter gesunken waren. Ebenso reichten die Umsatzzuwächse der Restaurants, Gaststätten, Imbissbuden und Cafés (+40,2 Prozent) und der Caterer (+32,4 %) 2022 nicht aus, um die Verluste der beiden Vorjahre zu kompensieren (-10,1 % bzw. -13,3 % gegenüber 2019).
Beim
Dehoga Bundesverband sieht man das Gastgewerbe in einer durchwachsenen Lage: Immerhin nähere sich der Umsatz nach den historischen Verlusten in den Corona-Jahren 2020 und 2021 langsam dem Vorkrisenniveau an.
„Die Stimmung bewegt sich zwischen Hoffnung und Skepsis“, so Dehoga-Präsident Guido Zöllick. „Einerseits spüren wir in vielen Betrieben eine gute Nachfrage der Gäste. Das macht Mut und gibt Zuversicht. Andererseits ist der Kostendruck enorm.“
Mit Wegfall der Corona-Auflagen im Mai 2022 sei die Nachfrage zwar kontinuierlich gewachsen, doch die Herausforderungen für die Branche bleiben weiterhin groß:
steigende Energie- und Lebensmittelpreise bei gleichzeitig wachsender Preissensibilität der Gäste.
"Jetzt kommt es darauf an, dass die Politik die Branche nicht mit neuen Reglementierungen und Auflagen belastet. Es muss zudem gelingen, die Inflation einzudämmen, die Gas- und Strompreisbremsen müssen die dringend benötigte Entlastungswirkung bei allen Unternehmen entfalten", erklärt Zöllick. "Für die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherung der Branche ist es von zentraler Bedeutung, die Betriebe nachhaltig zu stärken. Deshalb kämpfen wir für die dauerhafte Geltung der 7%-Mehrwertsteuer auf Speisen."