Hotelier des Jahres

Jessica Schwarz: "Emotionen der Hotelgäste tun gut"

Elena Zaucke
Jessica Schwarz: Co-Moderatorin beim Hotelier des Jahres 2023.
Jessica Schwarz: Co-Moderatorin beim Hotelier des Jahres 2023.

Das erste Geheimnis ist gelüftet: Die renommierte Schauspielerin und Hotelière Jessica Schwarz wird erstmals die Award-Gala Hotelier des Jahres moderieren, die am 24. April im Europa-Park stattfindet. Rolf Westermann fragt sie nach ihrem Spirit für die Hotellerie.

Jessica, wir freuen uns riesig auf Deine Moderation. Du hast viele Erfolge als Schauspielerin gefeiert und zusammen mit Ulrich Wickert (2004) und Elyas M'Barek (2012) bereits zweimal den Deutschen Filmpreis präsentiert. Was reizt Dich an der Hotellerie?
Jessica Schwarz: Zuerst bin ich im tiefsten Inneren Schauspielerin. Ich liebe diesen Beruf, die verschiedenen Rollen zu entwickeln und auszufüllen, die Dreharbeiten im Team und die Atmosphäre am Set. Aber auch die Herausforderungen als Hotelbetreiberin finde ich großartig und nehme sie mit viel Leidenschaft und Liebe an. Ich mag den direkten Kontakt zu unseren Gästen und tatsächlich auch die körperliche Arbeit. Wie beim Film brauchst Du ein funktionierendes Team, um Menschen einen Ort zu schenken, der sie zur Ruhe kommen und träumen lässt, der sie inspiriert und dann wieder erholt in ihren Alltag entlässt. Wenn zum Beispiel unsere Gäste in Setubal morgens aus ihrer Bubble kommen und sagen, es war unglaublich, das Einschlafen unter den Sternen und das Aufwachen unter dem blauen Himmel. Diese direkten Emotionen tun sehr gut.

Was bedeuten die inzwischen drei Hotels in Michelstadt und Portugal für Dich?
Familie! Alle drei Betriebe sind mit meiner Familie entstanden und wachsen zusammen weiter. "Die Träumerei" in Michelstadt war das erste gemeinsame Hotelprojekt, in das auch meine Mutter und mein Vater noch voll involviert waren. Mit meiner Schwester Sandra habe ich dann das "Träum weiter" geboren. Mit Louis an meiner Seite als Ehemann kam dann auch mit ihm gemeinsam noch das Rêves Étoilés in die Familie. Es ist ein großer Luxus, so etwas Schönes als Familien-Projekt zu haben. Wir haben auch ganz tolle Architekten, wunderbare Angestellte. Dafür sind wir sehr dankbar. Und zur Familie gehören inzwischen natürlich auch unsere Gäste.

Die Zimmer in der Träumerei heißen Jademansarde, Goldspeicher oder Vergissmeinnichtsuite. Wieviel Raum für Romantik und Träumerei gibt es in Deinem Leben?
Ich durfte zum Glück schon viel träumen, auch weil man in Interviews immer wieder gerne danach gefragt wird. Man darf träumen, ja man sollte regelmäßig in sich selbst hineinhören. Heute nutze ich dazu gerne die Zeit, wenn ich in Michelstadt vor der Träumerei oder der Hausbrauerei sitze, die Stadt noch ruhig ist und ich die Seele baumeln lassen kann. Aber auch in Portugal, wenn ich im Garten arbeite, die Schwalben beim Trinken am Pool beobachte, der Pinie beim Rauschen zuhöre und mein Mann dazu das perfekte Lied spielt ...

UFA-CEO Nico Hofmann hat einmal erzählt, dass Hotels für ihn eine Heimat sind, weil er so viel unterwegs ist. Hast Du das auch schon erlebt?
Natürlich sucht man sich dort, wo man regelmäßig und viel dreht und arbeitet, auch eine Familie. Und ein Hotel kann das sein. Eine Ersatz-Hotelfamilie, die spürt, wann Du Ruhe brauchst oder dringend mal ein Ohr. Wo man die Bar schon so gut kennt, dass man sich auch mal ein Glas Wein selbst einschenken darf oder in der Küche vorbeischaut und aus der Pfanne nascht. Den Stieren in meinem Sonnenhoroskop sagt man nach, dass sie ihr Heim sehr schätzen, aber auch, dass sie die Kraft haben, jeden Ort sehr schnell zu ihrem Zuhause zu machen.


Worauf achtest Du bei beruflichen Reisen im Hotel, was ist am wichtigsten?
Das hat sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert. Auch durch das Alter verschieben sich Prioritäten. Wo liegt das Hotel? Wie lange hat die Bar geöffnet, gibt es im Haus ein Restaurant? Wenn ich Nachtdrehs habe und dafür tagsüber schlafen muss, dann ist mir am wichtigsten, dass man die Zimmer gut abdunkeln kann und auch niemand über mir wohnt. Mit dem eigenen Wissen inzwischen darüber, wie Hospitalität geht und wie schwierig und aufwendig es sein kann, allen Bedürfnissen nachzukommen, bin ich aber viel nachsichtiger geworden und versuche, nicht mehr zu sehr zu nerven - obwohl, Licht von oben im Badezimmer finde ich immer noch eine Frechheit (lacht).

Hast Du schon in Hotels gedreht?
Hotels sind als Drehorte unabdingbar. Sie geben die nötige Anonymität, um auch das auszuleben, was das eigene Leben zum Film werden lässt. Hinter verschwiegenen Mauern findet alles und immer statt, das Gute, das Böse, das Drama und die Komödie. Und ja, wenn ich jetzt so drüber nachdenke, habe ich gefühlt fast jeden zweiten Film in einem Hotel gedreht. Zum Beispiel in Berlin "Lulu" (2005), in Paris "Romy" (2008), in "Das Lied in mir" (2009) spielen viele Szenen in einem Hotel in Buonos Aires, und für den ZDF-Schwarzwaldkrimi war das Hotel Waldlust in Freudenstadt Kulisse.

Nochmal zurück zur Moderation: Ich habe immer ein paar Kastanien in der Hosentasche. Hast Du einen Glücksbringer dabei?
Ja. Ich trage einen Ring von meinem verstorbenen Vater an der Hand. Wenn Sonnenstrahlen zum Beispiel im Zug oder Flugzeug auf den Stein treffen, wirft er, wie eine Diskokugel, Tausende kleinen Punkte um mich herum. Das ist dann mein Glück. Ich freue mich schon sehr darauf, diesen wunderbaren Anlass gemeinsam mit Dir moderieren zu dürfen, das wird schön.

Für den 24. und 25. April ist im Europa-Park auch der Deutsche Hotelkongress angesetzt. Das Programm, Infos und Tickets gibt es hier.

Jessica Schwarz
Jessica Schwarz (45) wurde in Erbach im Odenwald geboren. Ihre Karriere begann mit der Wahl zum Bravo-Girl 1993. Danach arbeitete sie als Model und Moderatorin, u.a. beim Musikfernsehsender Viva (Film ab, Interaktiv) und machte sich als Schauspielerin einen Namen. 2002 erhielt sie die ersten wichtigen Auszeichnungen. Den Jupiter als beste Nachwuchsschauspielerin sowie zwei Bunte-New Faces Awards. Einem breiten Publikum bekannt wurde sie mit ihren Kinofilmen wie „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“, als Tony Buddenbrook in „Buddenbrooks“ und mit der Darstellung der Romy Schneider im Fernsehfilm „Romy“. Inzwischen hat sie eine stattliche Sammlung an Auszeichnungen: Adolf-Grimme-Preis, Bambi, Hessischer Fernsehpreis, Bayerische Filmpreis und viele andere mehr. Schon in ihrer Jugend kam sie mit der Gastronomie in Kontakt: Ihre Eltern gründeten die Hausbrauerei Michelstädter Rathausbräu. Zusammen mit ihrer Schwester Sandra Schwarz, einer Hotelbetriebswirtin, betreibt Jessica Schwarz zwei kleine Designhotels in Michelstadt sowie mit ihrem Ehemann Louis ein Glamping-Hotel in Setubal/Portugal.

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