Das Sommergeschäft lief zwar gut im hohen Norden, aber die Branche ist noch längst nicht über den Berg. Zu dieser Einschätzung kommt der Dehoga Mecklenburg-Vorpommern in seiner Saisonbilanz.
Bilder von vollen Stränden und gut besuchten Orten im Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern täuschten über die tatsächliche Situation in den Unternehmen hinweg, so der Branchenverband. Das Gastgewerbe leide nach wie vor unter der monatelangen Zwangsschließung. Besonders im Hinblick auf fehlende Mitarbeiter.
"Unsere Befürchtungen haben sich bestätigt, die Branche ist noch längst nicht über den Berg", sagt
Lars Schwarz, Präsident des Dehoga Mecklenburg-Vorpommern anlässlich der Pressekonferenz zur Saisonbilanz.
Existenzen sind bedroht
„Die Bilder vermitteln in der Tat eine
trügerische Normalität. Die Ergebnisse unserer letzten Umfrage Anfang des Monats sprechen eine andere Sprache und machten deutlich, dass sich trotz der laufenden Hauptsaison immer noch gut 30 Prozent der Unternehmen in ihrer Existenz bedroht sehen, rund
22 Prozent ziehen gar eine Betriebsaufgabe in Erwägung. Das zeigt die belastende Situation, unter der unsere Unternehmen im zweiten Pandemiesommer stecken", so der Verbandspräsident weiter.
Über mangelndes Gästeaufkommen klagen Hoteliers und Gastronomen nicht. Die Erfahrung zeigt, dass es vielmehr die
fehlenden helfenden Hände und Köpfe sind, die den Unternehmern
Kopfzerbrechen machen. Denn: Fehlendes Personal führt zwangsläufig zur Verknappung und zur
Einschränkung in Auslastung und Umsatz. Vor dem Hintergrund deutlich gestiegener Kosten und der pandemiebedingt zusätzlich aufgenommenen Kreditlinien führt das zu düsteren Einschätzungen.
Lars Schwarz: "Betriebe drohen dadurch richtig in Schieflage zu kommen, können sie doch die
finanziellen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie nur schwerlich mit reduzierten Angeboten bewältigen. Das Sommergeschäft allein ist an diesem Punkt nicht aussagekräftig. Zu groß waren und sind die finanziellen und psychischen
Belastungen für die Gesamtbranche."
Die
Lücke beim Arbeits- und Fachkräftebedarf der Branche muss geschlossen werden. Das ist dem Verband ein dringendes Anliegen. Gemeinsam mit Branchenvertretern, den Sozialpartnern und dem Wirtschaftsministerium hat er
Eckpunkte für ein konzertiertes Vorgehen zusammengetragen. Berufs-Pendler, Langzeitarbeitslose und Menschen mit Einschränkungen sollen angesprochen werden, aber auch der
Zuzug von Menschen von außerhalb Europas im Rahmen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes ist ein Thema.
15 Prozent Plus bei den Ausbildungszahlen
Besonders wichtig: Die
Ausbildung des eigenen Berufsnachwuchses. Auch hier sollen Strategien entwickelt werden, wie einheimische Jugendliche und potenzielle Auszubildende außerhalb Europas gleichermaßen angesprochen werden. Die Dehoga-Nachwuchskampagne des Dehoga MV
"GastroBurner – Fang Feuer und check ein" ist aus Sicht des Verbands ein Erfolgsmodell und unverzichtbar. "Die aktuellen Ausbildungszahlen im Gastgewerbe in Mecklenburg-Vorpommern mit 15 Prozent Plus zum Vorjahr machen Mut und sind Ansporn", sagt Schwarz.
Mit Blick auf die Diskussionen und Beschlüsse der Länder zu
2G- und 3G-Regeln betont Schwarz: "Wir wissen, dass in der 3G- und 2G-Regel die Chance steckt, ein
gastgewerbliches Wirtschaften trotz Infektionsgeschehens möglich zu machen. Wenn gastgewerbliche Betriebe dieses Sonderopfer tragen müssen, dann müssen allerdings aus unserer Sicht weitere Lockerungsmaßnahmen greifen beziehungsweise bisherige
zusätzliche Beschränkungen wegfallen. Andere Bundesländer machen es vor. Greift dort die 3G- beziehungsweise 2G-Regel fallen weitere Beschränkungen wie die Abstandsregel, die Registrier- und die daraus resultierende Dokumentationspflicht weg. Adäquate Regelungen in MV wären eine wichtige Hilfe für die gebeutelten Betriebe."
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