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Stars als Gastgeber: Eine große Liebe

Jenner Egberts Foto + Film
Rolf Westermann, Chefredaktion ahgz
Rolf Westermann, Chefredaktion ahgz

Fußballstar Christiano Ronaldo macht es, die Schauspielerinen Jessica Schwarz sowie Scarlett Johannson und jetzt auch Nationaltorhüter Manuel Neuer: Sie eröffnen Hotels und Restaurants. Was reizt die Stars am Gastgewerbe?

Viele Prominente haben eine große Nähe zur Hotellerie und Gastronomie. Ufa-Chef Nico Hofmann schwärmte einmal in einem Interview: "Großartige Häuser beflügeln mich – durch Lage, Atmosphäre, Menschen … Es gibt in der Tat Hotelerlebnisse, die fast schon spirituell wirken: Der nächtliche Blick vom Pool- und Spa-Bereich des Park Hyatt über Tokio beispielsweise, das passt schon zum Filmtitel ‚Lost in Translation‘."

Wimbledon-Champion Boris Becker feierte seinen 50. Geburtstag im "Red Room" im Münchner Roomers Hotel und machte vor Jahren eine aufsehenerregende Werbung für die Budgetkette B&B Hotels. "Wo hat Boris Becker nur sein ganzes Geld gelassen? Hier jedenfalls nicht!", hieß es in dem Spot.

Ich fragte ihn damals, wie er die Kampagne findet und ob er schon mal in einem Hotel der Budgetkette übernachtet hat. „Ja, ich habe tatsächlich schon mal dort geschlafen“, sagte er.  "Vor allem fand ich die Kampagne sehr gut, sie hat meinen Humor getroffen, damit kann ich gut umgehen. Diese amüsante Leichtigkeit ist in Deutschland oft schwer zu finden. Und die Initialen meines Namens – BB – passen natürlich hervorragend."

Der jüngste Coup stammt von Fußball-Weltmeister Manuel Neuer. Er will zusammen mit Partner und Hotelier Johannes Rabl das Forsthaus Valepp zwischen Tegernsee und Schliersee sanieren und in Erbpacht als Berggaststätte für Tagestouristen und Übernachtungsgäste nutzen. Der Gasthof kann nur über eine schmale, autofreie Straße erreicht werden. Neuer hatte das Forsthaus während einer Fahrrad-Tour entdeckt; er wohnt nur wenige Kilometer entfernt am Tegernsee. 

„Von Herzen gern Gastgeber“

Erst kürzlich eröffnete Deutschlands erfolgreichster Film- und Regiestar Til Schweiger (Keinohrhasen, Honig im Kopf) das Barefoot-Hotel auf Mallorca an der Ostküste in Portocolom. Betreiber des Hauses mit 60 Zimmern ist die Hotelgruppe Arcona Hotels & Resorts, die auch ein weiteres Barefoot-Hotel am Tegernsee in Bayern plant. Barefoot ist eine eingetragene Marke Schweigers und es wird berichtet, dass das Interieur seine Herzensangelegenheit ist.

Vor knapp drei Jahren hatte ich die Gelegenheit, mit ihm über seine Pläne zu sprechen und fragte ihn nach der Motivation. "Was die anderen reizt, weiß ich nicht, aber ich bin von Herzen gern Gastgeber", sagte er damals in Hamburg. "Ich sitze oft mit Freunden zu Hause und irgendwann kam die Idee, ein Restaurant und ein Hotel zu eröffnen. Filme sind mein Kerngeschäft, aber das lastet mich nicht aus."

„Ein geborener Dienstleister“

Als ich 2018 mit dem damaligen Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß über mögliche Ambitionen im Gastgewerbe sprach, meinte er: "Ich bin ein geborener Dienstleister, würde gern mal einen Biergarten aufmachen und selbst bedienen. Und wenn ich zehn bis 15 Jahre jünger wäre, könnte ich mir vorstellen, ein Hotel am Tegernsee zu eröffnen, aber nur Garni. Jetzt mit 66 Jahren mache ich das aber nicht mehr."

"Sieben Dimensionen" im Pestana CR7

Vor Neuer und Schweiger haben sich schon viele Stars aus dem Filmgeschäft und dem Sport ein Standbein in der Hotellerie oder Gastronomie geschaffen. So investiert der mehrmalige Weltfußballer Christiano Ronaldo in seine Lifestyle-Hotels Pestana CR7. Für seine Häuser von Lissabon über Madeira bis New York Times Square verspricht er nicht weniger als "sieben Dimensionen", von Spaß über Lockerheit und Elektizismus bis magische Stunden sowie gesunde Lebensweise. Schon 1990 eröffnete Oscar-Preisträger Robert de Niro in New York den "Tribeca Grill" mit typischen kulinarischen Gerichten aus Big Apple und auch der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking gründete nach seiner aktiven Zeit eine Restaurantkette.  

Doch ein großer Name bedeutet nicht immer auch gleich Erfolg. So musste Schauspielerin Jessica Biel ("Eine himmlische Familie") 2018 nach zwei Jahren das Restaurant "Au Fudge" in West Hollywood von für die regulären Geschäftszeiten schließen. Auch Til Schweiger zog sich aus seinen gastronomischen Projekten, wie dem Barefood Daily in Hamburg, wieder zurück.

Reiner Calmund kennt seine Grenzen

Skeptisch äußerte Boris Becker zu einem möglichen Wechsel ins Gastgewerbe: "Es gab schon einige Anfragen, aber ich weiß nicht, ob ich genügend Fachwissen für ein Hotel oder Restaurant hätte“, sagte er 2019. "Wenn Boris Becker drauf steht, muss auch Boris Becker drin sein. Dann müsste ich öfter vor Ort sein. Nur meinen Namen hergeben ist nicht mehr mein Ding. Ich versuche, sparsam mit meinem Namen umzugehen."

Und der frühere Manager von Bayern Leverkusen, Reiner Calmund, kennt seine Grenzen.  Er trat oft in der Kocharena auf, im Promi-Kochduell oder beim perfekten Promi-Diner. Auf die Frage, ob er sich als Genießer vorstellen könne, auch mal selbst ein Restaurant zu betreiben, sagte er mir: "Nein, ganz einfach, weil ich am Teller deutlich stärker bin als am Herd."

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