In Schleswig-Holstein buchten 2022 Urlaubsgäste mehr Übernachtungen als vor Corona. Und Hamburg meldet ein fettes Plus bei den Gästezahlen im Vergleich zum Vorjahr.
Die von der Corona-Pandemie gebeutelte Tourismusbranche in Schleswig-Holstein hat 2022 deutlich an Fahrt aufgenommen. Im vergangenen Jahr wurden wieder deutlich mehr Übernachtungen in Hotels, Pensionen und auf Campingplätzen im Land gebucht als noch 2021. Ihre Zahl stieg um 33,9 Prozent auf knapp 8,83 Millionen, wie das Statistikamt Nord am Dienstag berichtete. Die Gäste buchten von Januar bis Dezember gut 37,53 Millionen Übernachtungen, 15,9 Prozent mehr als noch 2021.
Damit lagen die Buchungszahlen zumindest bei den Übernachtungen deutlich über dem Niveau vor der Corona-Pandemie. 2019 hatten Gäste im Norden gut 35,97 Millionen Übernachtungen gebucht. Allerdings lag die Gästezahl im vergangenen Jahr knapp unter dem Niveau von 2019 mit 8,92 Millionen.
"2022 war das erfolgreichste Jahr in der Tourismusgeschichte von Schleswig-Holstein", sagte Tourismuschefin Bettina Bunge der Deutschen Presse-Agentur. "Noch nie wurden so viele Übernachtungen gezählt wie im letzten Jahr." Es seien 2022 allerdings weiterhin weniger ausländische Gäste in den Norden gereist. Nur rund drei Viertel des Niveaus von 2019 sei 2022 erreicht worden.
"Nord- und Ostsee sind weiterhin die Volumenbringer, Binnenregionen und Städte holen auf", sagte Bunge. Die Hauptsaison bleibe der Zeitraum Mai bis Oktober. Weiteres Wachstumspotenzial sieht sie in den Wintermonaten.
Im Dezember kamen insgesamt 413 000 Übernachtungsgäste in den größeren Beherbergungsstätten und auf den Campingplätzen Schleswig-Holsteins an. Damit stieg das Gästeaufkommen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 24,3 Prozent. Die Zahl der gebuchten Übernachtungen stieg um elf Prozent auf 1,408 Millionen. Ohne Campingplätze gab es im Norden einen Anstieg um 25,9 Prozent bei den Gästeankünften und um 11,9 Prozent bei Übernachtungen.
Schleswig-Holsteins Tourismusminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) bewertete vor allem den deutliche Anstieg bei den Übernachtungen im Vergleich gegenüber 2019 um 1,5 Millionen als gutes Zeichen. "Der Schleswig-Holstein-Tourismus hat sich von den Einschränkungen der Corona-Pandemie also hervorragend erholt", sagte Madsen der Deutschen Presse Agentur. Dies sei allerdings kein Grund, sich zurückzulehnen. Die Zahl der Ankünfte liege noch immer unter dem Vergleichswert von 2019 und es gebe weiterhin regionale Unterschiede. "Wir müssen daran arbeiten, nachhaltigen, verantwortungsbewussten Qualitätstourismus in unserem Land zu gestalten, um unserer Vorreiterrolle gerecht zu werden und ganzjährig attraktiv zu sein."
Die Statistik erfasst die Beherbergungsbetriebe mit mindestens zehn Betten und die Campingplätze. Im Dezember 2022 waren das in Schleswig-Holstein 2855 geöffnete Beherbergungsstätten mit 220 000 angebotenen Gästebetten sowie 99 geöffnete Campingplätze.
Auch die Hamburger Tourismusbranche hat sich deutlich von der Pandemie erholt. Mit 14,7 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr sei man fast wieder auf Vor-Krisen-Niveau, sagten Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) und Hamburg-Tourismus-Chef Michael Otremba am Dienstag bei der Vorlage der Tourismusbilanz 2022. Leonhard sprach von einer "beeindruckenden Entwicklung", mit der die Branche den Weg aus einem "tiefen Tal" gefunden habe. Gut 6,8 Millionen Gäste wurden gezählt, das Gros kam dabei mit über 5,5 Millionen aus dem Inland.
Im Vergleich mit 2021 haben sich die Übernachtungszahlen mit plus 95 Prozent fast verdoppelt. Die Zahl der Gäste stieg sogar um 105 Prozent zum Vorjahr. Für 2023 erwarte man eine weitere Erholung, auch wenn diese nicht mehr so stark ausfallen dürfte, sagte die Senatorin. "Wir gehen schon davon aus, dass das eine einmalige steile Kurve ist und dass wir jetzt wieder in anderen Wachstumsbereichen unterwegs sein werden."
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und der Arbeitskräftemangel stellten für die Branche weiter Unsicherheiten dar. Neben den gestiegenen Preisen mache die Personallage den Unternehmen zu schaffen, sagte Otremba. "Das wichtigste Thema der Branche ist einfach der Arbeitskräftemangel." Leonhard zufolge geht der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Hamburg "von einem Fehlbedarf von bis zu 8000 Kräften aus". Allerdings sei dies eher eine konservative Schätzung.
Hamburg habe sich vor allem im Inland einen Ruf als "Sehnsuchtsort" erarbeitet und auch in der Krise erhalten, sagte Otremba. Das zeigten auch die 11,6 Millionen Übernachtungen von innerdeutschen Touristen, mit denen man im vergangenen Jahr bereits wieder das Volumen von 2019 erreicht habe. Bei den Übernachtungen ausländischer Gäste sei man hingegen erst auf 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.
Die meisten ausländischen Gäste kamen den Zahlen zufolge aus den Nachbarländern Dänemark (372 800 Übernachtungen), Schweiz (305 600), Österreich (263 600) und den Niederlanden (212 809) sowie aus Großbritannien (204 000).
Insgesamt erhole sich Hamburg schneller und umfassender als andere Metropolen in Deutschland und Europa. Laut Otremba kann die Hansestadt dabei auch von geänderten Urlaubsansprüchen profitieren. "Umfragen zeigen sehr deutlich, dass eine Städtereise einem Sommerurlaub in nichts mehr nachsteht." Ein weiterer Grund für die gute Krisenbewältigung in Hamburg seien auch die Corona-Hilfen in Höhe von 3,1 Milliarden Euro gewesen, von denen mit rund 1,57 Milliarden Euro mehr als die Hälfte an Hotellerie und Gastronomie sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung, Museen und Sport gegangen sei, sagte Leonhard.